In bestimmten Fällen ist eine Antibiotika-Therapie unumgänglich. Leider wird aber vielfach nach dem Abklingen der Beschwerden und dem Ende der Einnahme der so wichtige Darmaufbau vergessen bzw. als nicht wichtig angesehen.
Autorin: Katja HonglerDer Aufbau der Darmflora lohnt sich,
denn ein gesunder Darm bedeutet ein gesundes Leben. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kann er
seine Vitalität wiedererlangen. Da der Darm unser gesamtes
Wohlbefinden maßgeblich mit verantwortet, ist es dringend erforderlich,
zuerst das Darmmilieu zu harmonisieren bzw. auszubalancieren.
Beispielsweise durch die Zufuhr rechtsdrehender Milchsäure, die ein
günstiges Klima für die Ansiedelung der Darmbakterien schafft und dann
die physiologischen Keime im Darm wieder anzusiedeln.
Joghurt besitzt eine natürliche probiotische Wirkung. Das heißt vereinfacht: Er unterstützt die Darmflora und wirkt somit gegen Durchfall. Unter «probiotisch» fasst man verschiedene Bakterienarten zusammen, die einer Fehlbesiedlung mit Darmkeimen entgegenwirken sollen, da sie lebend im Darm ankommen. Die bekanntesten Organismen, die als Probiotika angewendet werden, sind die Milchsäurebakterien.
Natürlich vorkommende Milchsäurebakterien sind wichtige Keime unseres Verdauungsorgans. Spezifische probiotische Produkte enthalten mehr Keime als herkömmliche Joghurts und gelten daher als besonders günstig für die Darmflora. In dieselbe Kategorie gehören auch die probiotischen Nahrungsmittel: Sie enthalten im Gegensatz zu den Probiotika keine lebenden Keime, sondern sollen das Wachstum der erwünschten «guten» Darmbakterien fördern.
Milchsäurebakterien werden schon seit langer Zeit genutzt, um Lebensmittel herzustellen – und um sie länger haltbar zu machen. Die erste Entdeckung und Isolierung der Milchsäure aus saurer Milch geht auf den Schweden Carl Wilhelm Scheele im Jahr 1780 zurück.
Auch unser Körper kann Milchsäure produzieren. Um die Darmflora wieder auf Vordermann zu bringen, können die natürlichen Milchsäurebakterien nützliche Helfer sein. Sie scheiden eine Substanz aus, die schädliche Bakterien absterben lassen. Zudem sorgen sie für ein saures Milieu im Darm, was insbesondere eingeschleppten Bakterien, die ein neutrales oder ein basisches Milieu bevorzugen, wenig behagt.
Allen voran mit dem Bifidobakterium longum BB536 welcher im gesamten Intestinaltrakt sowie in der Muttermilch und im vaginalen Bereich vorkommt. Nach der Antibiotika-Therapie sollten deshalb probiotischer Joghurt oder die physiologisch wichtge Milchsäure L(+) zugeführt werden. Denn ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für einen funktionierenden Stoffwechsel.
Milchsäure ist eine chemische Verbindung, die ein wichtiges Zwischenprodukt im Stoffwechsel darstellt. Die Milchsäuren werden aufgrund ihrer unterschiedlichen optischen Aktivität in D(-)-linksdrehende und L(+)-rechtsdrehende Milchsäure unterschieden. Der menschliche Körper produziert nur L(+). Diese Form der Milchsäure wird deshalb als «physiologisch wertvoll» bezeichnet. Auch für die «guten» Darmbakterien ist die L(+)-Milchsäure vorteilhaft – sie siedeln sich bevorzugt im von L(+) beherrschten sauren Darmmilieu an.
Alfred Vogel erkannte die Bedeutung der Milchsäurebakterien und beschäftigte sich daher schon sehr früh mit einer haltbaren Version der gesunden Molke. Bereits in seinem 1952 erschienenen Standardwerk der Naturheilkunde, «Der kleine Doktor», empfahl er: «Molkenkonzentrat, könnte helfen, eine neue Bakterienflora im Darm aufzubauen.»
Die diplomierte Ernährungsberaterin Silvia Niederberger kennt viele «Darmgeschichten» aus ihrer Beratungstätigkeit im Spital. Aus ihrem Arbeitsalltag zieht sie die generelle Bilanz, dass die Gelüste in den meisten Fällen mit den Bedürfnissen des Darms übereinstimmen. Daher sollte man auf diese Körpersignale achten.
Bei akutem Durchfall empfiehlt sie in erster Linie, Gekochtes dem Rohen vorzuziehen: «Allenfalls lohnt es sich sogar, gekochtes Essen zu pürieren, da die geschwächten Bakterien mit den groben Fasern auch wieder Mühe haben könnten. Das ‹Baby-Menu Kartoffelpüree und Karottenbrei› schmeckt dem geschädigten Darm auf jeden Fall!»
In der Regenerationsphase helfen, wie gesagt, probiotische Joghurts, die Darmflora wieder aufzubauen, da ein Teil der hauseigenen Darmflora aus wichtigen Milchsäurebakterien besteht, die wir uns mit diesen Produkten direkt zuführen können. Laktosefreie Milch und Joghurts sind leichter zu verdauen als laktosehaltige Produkte.
Grundsätzlich sollte man nach einer Verdauungsstörung auf eine leicht verdauliche Ernährung achten. Alles, was im Darm nicht verarbeitet werden kann, wird in Form von Durchfall wieder ausgeschwemmt. Kohlenhydrate kann der Darm schnell und einfach verdauen: so etwa Reis, Teigwaren, Zwieback, Brot ohne Körner, Grieß oder Polenta. Zu meiden sind große Mengen an Käse und Wurstwaren sowie Frittiertes. Zudem lohnt sich ein vorübergehender Verzicht auf Kohlsorten und Steinfrüchte, da diese leicht zu Blähungen führen können.
Und das Trinken nicht vergessen: Die über den Stuhl verlorene Flüssigkeit sollte unbedingt ersetzt werden. 2,5 Liter pro Tag können diesen Verlust kompensieren. Silvia Niederberger kennt ein altes Großmutterrezept für einen Tee mit stopfender Wirkung: Getrocknete Heidelbeeren mit heißem Wasser aufgießen und die Beeren anschließend gut kauen.
Je nach Schweregrad der ursprünglichen Störung sollte eventuell auch eine gründliche Darmsanierung nach der Antibiotika-Therapie in Betracht gezogen werden. Ist der Darm ernsthaft geschädigt und die Verdauung über längere Zeit beeinträchtigt, besteht die Gefahr, dass die ganze körperliche Verfassung darunter leidet.
Bei einer Darmsanierung wird, wie beim «Computer Reboot», das gesamte System heruntergefahren und anschließend wieder neu programmiert. Das bedeutet, dass der Darm in einem ersten Schritt entleert und gereinigt wird. Danach werden die Darmbakterienkulturen sorgfältig wieder aufgebaut. Im Reinigungsprozess soll den schlechten Bakterien der Nährboden entzogen beziehungsweise eine günstige Ausgangslage für eine gesunde Neubesiedlung geschaffen werden.
Den
Darm kann man auf unterschiedliche Art und Weise sanieren. Individuelle
Beratung und Informationen finden Sie am besten bei der Ärztin oder dem
Apotheker Ihres Vertrauens.