Therapieansätze zur Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Autorin: Judith Dominguez (GN 12/14)
Neue technische Errungenschaften
werden in unserer Gesellschaft jeweils kritisch unter die Lupe genommen,
und viele warnen vor den noch nicht abschätzbaren Folgen. Zu diesen neuen
Techniken gehört auch die Nanotechnologie, die
sich durch ihre Kleinheit auszeichnet. «Nano» ist Griechisch für
«Zwerg», und tatsächlich sind Nanoprodukte winzig klein. Das
erleichtert die Diagnose von entzündlichen Darmerkrankungen sehr.
Während
früher immer mittels Darmspiegelung die Entzündungsherde diagnostisch
entdeckt und der Verlauf beobachtet werden mussten, reicht es heute oft,
eine kleine Kapsel zu schlucken. In dieser Kapsel steckt eine winzige
Kamera, die während dem gesamten Verdauungsvorgang Tausende von
Aufnahmen schießt. Im Anus angekommen, wird die Kamera problemlos mit dem
Stuhlgang ausgeschieden.
Entzündliche
Darmerkrankungen sind nicht heilbar, und das Ziel jeder Therapie ist, die
Beschwerden zu lindern und schwerwiegenden Folgen vorzubeugen. Während
den akuten Schüben steht die Hemmung der Entzündung im Vordergrund.
Alle entsprechenden Medikamente, besonders Cortison, sind nicht frei von
Nebenwirkungen und können nicht ohne Schädigung über längere Zeit
eingenommen werden. Deshalb sind die Forscher unentwegt auf der Suche nach
besseren Behandlungsmethoden. Die neueste Medikamentengruppe, die in
Entwicklung ist, gehört zu den Biopharmaka, die auch Biologicals oder
Biologika genannt werden.
Dabei handelt es sich um Medikamente, die mit Hilfe der Biotechnologie hergestellt werden. Es sind gentechnisch hergestellte Eiweiße, die die Funktion von körpereigenen Strukturen aktivieren oder hemmen und dadurch eine therapeutische Wirkung ausüben.
Bei Morbus Crohn werden beispielsweise gentechnisch erzeugte Zytokine oder auch Antikörper eingesetzt. Auch diese neuen pharmazeutischen Produkte sind durchaus umstritten, für Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen sind sie jedoch ein Hoffnungsschimmer am Horizont der Unheilbarkeit.
Das wohlriechende Harz des Weihrauchstrauches Boswellia sacra oder verwandter Arten hat eine lange Tradition in der Volksheilkunde. In der Antike war das Harz ein kostbares Handelsgut, und sein deutscher Name Weihrauch weist auch auf rituelle Verwendung hin. Altbewährtes wird manchmal wieder ganz modern: Heute ist Weihrauch als Kapsel oder Tablette gegen entzündliche Darmerkrankungen erhältlich.
*Das Harz wirkt gegen alle entzündlichen
Krankheiten gut; bei Colitis ulcerosa und bei Morbus Crohnist die
positive Wirkung nachgewiesen. Die Boswelliasäure blockiert offenbar den
entzündlichen Prozess, und zwar gleich effektiv wie
herkömmliche Medikamente.
* In der Schweiz sind Weihrauchpräparate bislang nur zur äußerlichen Anwendung zugelassen. In Deutschland können Apotheken auf Verordnung oder Kundenwunsch Weihrauchkapseln als Rezepturarzneimittel herstellen. Bei Interesse wenden Sie sich unbedingt an eine Internationale-Apotheke. Von nicht zugelassenen Weihrauchpräparaten ist dringend abzuraten!
Alle
Angelegenheiten des Magen-Darm-Traktes und der Verdauung sind eng mit der
Ernährung verbunden. Entzündliche Krankheiten des Verdauungstraktes sind
zwar mit Hilfe der Ernährung ebenso wenig heilbar wie mit anderen
Behandlungsmethoden, aber Symptome lassen sich damit dennoch lindern.
Eine
spezifische Diät ist jedoch bis heute nicht bekannt. Blähende Speisen
belasten aber die Betroffenen ganz erheblich und sollten deshalb
gemieden werden. Ballaststoffe, im Allgemeinen sehr empfohlen, sind bei
diesen Erkrankungen, besonders bei akuten Schüben, zu vermindern.
Auch die sonst gesunden Salate oder hartes Obst sollten gemieden werden. Und natürlich sind alle abführenden Speisen wie Fruchtsäfte oder Feigen, Sauerkraut oder Leinsamen nicht zu empfehlen.
Am besten verträglich sind z.B.
weich gedünstete, eventuell pürierte Gemüse, pürierte Gemüsesuppen,
Weißbrot, gekochter Fisch, gekochtes Huhn.
In akuten Phasen mit Durchfall geht dem Körper viel Wasser
verloren, das am besten mit Tee oder Mineralwasser kompensiert wird.
Heute ist bekannt, dass Sport das Immunsystem auf natürliche Weise stärkt. Deshalb wurden Studien mit Patienten durchgeführt, um den Einfluss von Sport auf den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu untersuchen. Und wirklich beeinflusst leichter Ausdauersport den Krankheitsverlauf positiv. Die Studienteilnehmer hatten weniger oft Rückfälle und längere Zeiträume ohne Beschwerden.
Diese Methode ist allerdings etwas zeitaufwändig. Es muss nämlich wöchentlich zwei Mal mindestens neunzig Minuten Sport betrieben werden, und das über einen Zeitraum von sechs Monaten, bis eine spürbare Erleichterung eintritt. Doch wer unter einer entzündlichen Darmerkrankung leidet, sorgt am besten auch auf diese Weise vor, denn die Folgen einer nicht effektiven Behandlung sind schwerwiegend.