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Behandlung bei Reizdarm

Tipps aus der Natur

Da nicht bei allen Betroffenen die gleichen Maßnahmen die Beschwerden reduzieren, ist es sinnvoll, während ein bis zwei Wochen alles zu notieren, was man zu sich nimmt, und darauf zu achten, wann es vermehrt zu Krämpfen oder zu Durchfall kommt.

Flohsamen

Die Beschwerden lassen sich mit Arzneien aus der Natur erheblich lindern. Zu Pulver gemahlene indische Flohsamenschalen (Plantago ovata) wirken als natürlicher Stuhlregulator sowohl bei Verstopfung wie auch bei Durchfall. Sie quellen im Verdauungstrakt auf und sondern Schleimstoffe ab, dadurch wird die Verdauung erleichtert. Zusätzlicher Vorteil: Das Wachstum nützlicher Bakterien wird gefördert, gleichzeitig sinkt auch der Cholesterinspiegel. Flohsamen-Produkte sind im Fachhandel erhältlich.

Pfefferminze, Kamille und Kümmelsamen

Des Weiteren hat sich Pfefferminze bei Reizdarm-Beschwerden sehr bewährt: Sie wirkt krampflösend und beruhigend. Am wirkungsvollsten ist sie in Form von pfefferminzölhaltigen Kapseln. Als Tee ist sie ebenfalls empfehlenswert, aber weniger wirksam, da der Gehalt an ätherischem Öl erheblich geringer ist. Weitere hilfreiche Heiltees sind: beruhigende und entzündungshemmende Kamilleblüten, verdauungsfördernde und blähungsreduzierende Kümmelsamen, entkrampfende Anisfrüchte sowie Magen und Darm beruhigende Fenchelsamen. Manchen Betroffenen helfen auch Tees aus Ingwer, Wermut, Schafgarbe oder Gewürznelken. Wegen ihres intensiven Aromas sind sie allerdings gewöhnungsbedürftig. Bei Durchfall bewährt sich übrigens auch Schwarztee.

Reizdarm & Ernährung

  • Bei Reizdarm-Beschwerden helfen oft auch Veränderungen im Alltag: D.h. sich genügend Zeit beim Essen nehmen. Hastiges Herunterstürzen eines Espressos im Stehen zum Frühstück oder das rasche Verdrücken eines Sandwichs zwischen zwei Sitzungen bekommen einem empfindlichen Magen und Darm sicher nicht.
  • Gründliches Kauen der Speisen, wie Alfred Vogel es immer empfahl, nimmt den nachfolgenden Stationen nicht nur viel Arbeit ab, es fördert auch die Ausschüttung von unterstützenden Verdauungssäften. Wenn die Ernährung auf fünf kleinere Portionen über den Tag verteilt wird, werden dem Darm weniger überfordernde Höchstleistungen abverlangt.
  • Genügend Entspannung, beispielsweise bei Spaziergängen, mit beruhigender Musik oder mit Übungen wie z.B. Tai Chi, wirkt sich  harmonisierend auf die Verdauung aus. Stress und Hektik sollte man sich nur in Ausnahmefällen zumuten.
  • Viel Flüssigkeit wirkt verdauungsunterstützend; zwei Liter stilles Mineralwasser und/oder Kräutertee sollten pro Tag konsumiert werden. Alkoholische Getränke und Kaffee dürfen sich Reizdarm-Patienten höchstens in geringem Masse gönnen.

Knoblauch, Bohnen und scharfe Gewürze meiden

«Belastende» Nahrungsmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, scharfe Gewürze sowie Bohnen und Kohlgemüse sollten Reizdarmpatienten nur in geringen Mengen konsumieren. Ballaststoffe sind sehr wichtig, aber man darf es nicht übertreiben: Andernfalls kann der Nahrungsbrei vom überlasteten Dickdarm in den Dünndarm zurückfließen, die Folge sind schmerzhafte Entzündungen.

Bei manchen Reizdarmpatienten werden die Beschwerden durch größere Mengen an Süßem, Fettigem oder durch Milchprodukte ausgelöst. Mit einer vorübergehenden Überwachung der eigenen Ernährung kommt man solchen Auslösern auf die Spur.

Abklären lassen

Nur ungefähr die Hälfte aller Menschen mit Reizdarm-Symptomen verlangt nach ärztlichem Rat, die anderen versuchen ohne Hilfe über die Runden zu kommen. Zwar sind die Beschwerden dieser Krankheit lästig, aber meist harmlos. Gleichwohl sollten wiederkehrende Bauchbeschwerden von einer medizinischen Fachperson abgeklärt werden, denn sie können auch Anzeichen einer schwerwiegenderen Krankheit sein, die rechtzeitig behandelt werden muss.

Mediziner gehen davon aus, dass bei Reizdarm-Betroffenen die Steuerung der Verdauung übersensibel und störungsanfälliger reagiert als beim übrigen Teil der Bevölkerung. Wie neuere Forschungen zeigen, ist auch die Darmflora nicht in der richtigen Ausgewogenheit vorhanden.

Stark eingeschränkte Lebensqualität

Nicht selten kommt es aber auch vor, dass Ärzte, die mit dem Reizdarm zu wenig erfahren sind, die Erkrankten für Hypochonder halten. Doch damit tun sie den Betroffenen Unrecht: Für sie bedeutet ihr Leiden meist eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Aus Angst vor anschließenden Beschwerden müssen sie etwa Einladungen zum Essen absagen und  auch bei geselligen Anlässen passen. Weil sie Blähungen oder Durchfall fürchten, verzichten manche aus Scham auch auf Theater- und Kursbesuche.

Individuelle Unterschiede beachten

Weil die Ursache des Reizdarms bisher nicht vollständig geklärt ist, gibt es auch keine Behandlung, die am Ursprung ansetzt. Doch dank neuerer Forschung haben die Chancen auf eine baldige Entwicklung entsprechender Heilmittel zugenommen. Bereits jetzt sind krampflösende und verdauungsunterstützende Medikamente erhältlich. Weitere wirken gegen einzelne Beschwerden wie etwa übermäßige Gasansammlungen oder Störungen in der Darmflora.

In Apotheken, Drogerien und Reformhäusern kann man sich entsprechend beraten lassen. Grundsätzlich gilt es zu bedenken, dass es individuelle Unterschiede gibt, denn nicht alle Reizdarm-Patienten sprechen gleich gut auf entsprechende Heilmittel an.

Mit anderen Worten: Tipps aus dem Bekanntenkreis führen nicht bei allen Betroffenen zum gleichen Erfolg. Während  beispielsweise regelmäßiger Verzehr von Naturjogurt bei manchen die Verdauung fördert, bekommen andere davon lediglich vermehrt Blähungen. 

Quelle: Adrian Zeller, © "A.Vogel Gesundheits-Nachrichten", Dezember 2009